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Sonntag, 21. August 2016

Orakeln um jeden Preis

Kaffeesudlesen und andere übersinnliche Methoden

In den letzten Wochen wurde ich sehr oft gefragt: „Und? Weisst schon was? Was wird kommen? Geht die Klage durch?“, oder: „Soll ich weitermachen?“.
Ganz so, als wüsste ich etwas.

Dabei weiß ich genau so wenig oder so viel, wie alle, die sich mit der Materie befassen. Ich lese auch nur die Nachrichten, Beiträge, Presseaussendungen, die alle anderen auch lesen (könnten).
Und auch die Interna aus dem Parlament machen mich da nicht zum allwissenden Wunderwuzzi.

Also kann ich all diese Fragen nur mit der Methode aus dem Klassiker „40 Wagen westwärts“ beantworten ;-)

Orakel Jones - "40 Wagen westwärts"

Als da wäre:
Die Klage ….. vor Gericht und auf hoher See ist alles möglich. Erst dann, wenn es ein Erkenntnis gibt, haben wir eine aussagekräftige und endgültige Entscheidung. Ob dabei die überaus gefährliche Verordnungsermächtigung fällt, oder der Versandhandel?
Mein Kaffeesud sagt ja – das Gericht ….?

Was wird kommen ….. keine Ahnung. Wünschen würde ich mir den nächsten Sprung in der Liquidherstellung und da weiß ich zufällig, dass sich schon ein paar kluge Köpfe damit beschäftigen.
Technisch kann ich überhaupt nichts abschätzen, weil sich die Hersteller mit Ankündigungen fast überwerfen: jeden Tag kommt DAS neue und beste Gerät auf den Markt, etc....
In der Akkutechnologie könnte sich bald etwas tun – aber auch das ist noch nicht mehr als eine übersinnliche Wahrnehmung.
Soll ich weitermachen ….. Nein, natürlich nicht - zumindest nicht so, wie bisher, denn das würde bedeuten, dass derselbe Wahnsinn auch in Zukunft geschieht. Aber auch das ist nur meine persönliche Meinung (siehe etwas weiter unten im Artikel).

Das einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass es neue Gesetze geben wird. Neue Regulierungen und neue Steuern. Das ist eigentlich schon beschlossene Sache in den Ministerien und es ist nur eine Frage der Zeit, wann es die Vorlagen in das Parlament schaffen und nicht mehr, ob etwas kommt.

Ansonsten denke ich da nicht all zu viel über solche Fragen nach. Und das aus sehr pragmatischen Gründen: ich sehe auf meinen Kontoauszügen nur Ausgänge an Händler und bin an wirtschaftlichen Ergüssen aus der Branche nicht beteiligt. Anders gesagt: es gibt da keine Eingänge auf meinem Konto, die ein tiefgründiges Befassen mit den Sorgen der Branche rechtfertigen würden ;-)

Mehr Gedanken mache ich mir dagegen über die Realität, die sich mir wie folgt darstellt:

Zwei Monate lang habe ich jetzt dem Posteingang in der Redaktion der Tageszeitung für die ich arbeite ein besonderes Augenmerk gewidmet.
Alles, was mit dem Dampfen zu tun hat, sollte auf meinen Tisch.

Ich war guter Dinge und habe eine ganze Reihe von Mails, Schreiben, Anrufnotizen, oder Kommentaren zu ähnlichen Themen erwartet.

…. eine Mail ist die magere Ausbeute.....

Im Vergleich dazu habe ich im selben Zeitraum (wie eingangs schon geschrieben) etwas mehr als 130 Mails zu meinem (diesem) Blog hier bekommen.

Also habe ich ein wenig telefoniert und wollte bei KollegInnen anderer Redaktionen herausfinden, ob die Post, Mails oder was auch immer zu dem Thema bekommen haben.

Auch hier war das Ergebnis nicht meinen Erwartungen entsprechend: gerade mal das eine Blatt, das leider bald für immer seine Pforten schließen wird und ein paar Beiträge zum Dampfen gebracht hatte, konnte ein paar Reaktionen vermelden.

(Dazu muss ich sagen, dass das Thema generell keine besonders große Sympathie in den Redaktionen erfährt.... es könnte natürlich sein, dass etwaige Nachrichten zu diesem Thema einfach untergegangen sind.)

Also, auf der einen Seite gibt es immer wieder Fragen von DampferInnen, wie es denn nun weitergeht, warum sich nichts tut, niemand darüber schreibt, etc... und auf der anderen Seite gibt aber offenbar kein Interesse daran, die eigene Meinung, den vielleicht vorhandenen Frust, oder auch Fragen an die Tageszeitungen zu schreiben.

Hm..... wenn ich mir die letzten aktuellen Zahlen ansehe, dann ist das kaum vorstellbar: über 48 Millionen Menschen allein in Europa sollen das Dampfen schon zumindest ausprobiert haben und mehr als sechs Millionen durch das Dampfen mit dem Rauchen aufgehört haben.
Und die aktuell publizierte Arbeit von Bernd Mayer, Peter Hajek und Joanna Miller, wo eine Umfrage mit einem aussagekräftigem Sample zum Effekt des Rauchstopps mittels Ecig auf die Häufigkeit von Erkältungskrankheiten erstellt wurde und die sehr positiv für das Dampfen ist, hat ein unglaubliches Echo in den sozialen Medien erfahren.
Eigentlich müssten da die Postfächer übergehen.

Univ.-Prof. Dr. Bernhard-Michael Mayer - Danke an dieser Stelle!

Sehr strange, dachte ich zuerst – bis ich meinen Denkfehler erkannt habe:

Einerseits handelt es sich bei den Fragestellern (und manches Mal auch Motzern) immer um die gleichen üblichen Verdächtigen und andererseits habe ich es mit Ex-Zigarettenrauchern zu tun.
Und die haben – so wie ich auch – selten bis gar nichts hinterfragt, was mit dem Rauchen zu tun hatte.
Die wenigsten von uns Ex-Rauchern wussten, was alles in der Zigarette drin ist, woher der Tabak kommt und oft nicht einmal, dass eine exorbitant hohe Steuer auf den Glimmstengeln aufgeschlagen ist.

Warum also, sollte sich das jetzt geändert haben? Es sind ja noch immer dieselben Menschen, die jetzt statt rauchen eben dampfen – aber sonst hat sich nicht viel geändert. Die Mentalität des „das machen schon die anderen“ und des „da findet sich schon jemand“ ist ja geblieben.

Ja, es hat sich zwar eine Art von Community entwickelt – aber die ergeht sich hauptsächlich in passiven Aktionen, wie zusehen, mitlesen und zuhören. Ein geschlossenes aktives Mitwirken ist noch nicht merkbar. Abgesehen von ein paar Einzelaktionen, die dafür umso mächtigere Lebenszeichen aussenden, ergeht sich die Community in einem stillen Dahinsiechen.

Und wenn nicht gerade aktuell die Kacke am Dampfen ist, dann zerfleischen sich verbal auch die Shops wieder untereinander, oder zeigen sich gegenseitig an (die Geburtsstunde der Dampfratte).

Dabei gibt es in Wahrheit jetzt noch viel mehr Grund, um noch näher zusammenzurücken und gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten.
Es werden weitere Gesetze, Verordnungen und Erlässe folgen, die uns das Dampfen in der Form, wie wir es jetzt kennen und lieben gelernt haben, fast unmöglich machen werden.

Dabei hat die Regierung hier nicht nur einen unglaublichen Vorteil, sondern auch die gesamte Macht des Staatsapparates auf ihrer Seite: sie macht die Gesetze und das ohne unser Zutun.

Der Vorteil der Regierung? Nun, das sind gleich mehrere: sie muss sich nicht von dem Business mit den Dampfgeräten und Liquids ernähren, sie muss sich unter dem Deckmantel verschiedenster Begründungen nicht um unsere Meinung kümmern (weil es noch immer keine gut ausgestattete Lobby gibt....) und agiert völlig emotionslos.

Mein persönliches und vorläufiges Fazit: Die Community ist über das soziale Medium noch immer nicht hinausgewachsen, einzelne Shopbetreiber agieren - ob aus Dummheit, aus Arroganz oder einfach aus Dummheit heraus - vollkommen gegen die eigene Branche und meinen, sie würden alleine überleben können (was für ein Größenwahn...) und die für uns so wichtige Wissenschaft, die als einzige die Beweise erbringen kann, die wir auch in Zukunft bitter nötig haben werden, wird noch immer nicht in dem Ausmaß von der Branche gefördert und unterstützt, wie es sein sollte.

Und das Lobbying ….. nun, das gibt es – ich möchte fast sagen „natürlich“ - noch immer nicht.
Es wird schlicht kein Cent für die PR-Arbeit freigemacht. Eigentlich unfassbar, dass hier die eigene Gier und der eigene Geiz der Branche einem Erfolg im Weg steht.
Jeder Greissler weiß, dass es notwendig ist, sich professionell zu positionieren, um überhaupt eine Chance aufs wirtschaftliche Überleben zu haben.
In dieser ganz speziellen Branche allerdings gelten offenbar andere Grundsätze – oder besser gesagt: ein anderer Glaube, weil mit wirtschaftlichen Grundsätzen hat das nicht viel zu tun.
Oft ist es so, dass anstatt mit Hilfe einer professionellen Agentur, alles in Eigenregie (ohne der entsprechenden Ausbildung und vor allem ohne dem notwendigen Netzwerk) abgearbeitet wird. Dazu stellt man dann einfach jemanden ein, der zum Beispiel branchenfremd ist und auch nicht über das Netzwerk, oder das professionelle Know-How verfügt. Weil es um einen Ticken günstiger ist.
Aber selbst das ist ein Trugschluss: wer hier spart, zahlt mindestens zwei Mal und wird vielleicht sogar hier und da über den Tisch gezogen.

Das Glück, dass die Branche hat, ist schlicht das momentan anhaltende Wachstum – sonst nicht viel mehr. Und hier muss ich noch einmal den Kaffeesud bemühen:

Viele, die jetzt nicht gegensteuern und ihr Unternehmen zukunftsorientiert orientieren, wird es in zwei Jahren nicht mehr geben. Und wir werden nicht traurig sein darüber.

In diesem Sinne: vape on!


Text: Felix Huber
Bilder: Felix Huber und "40 Wagen westwärts"



 

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