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bewegte Bilder - Reviews, etc

Sonntag, 22. November 2015

2017 – das Jahr danach – business as usual

erstens kommt es anders, zweitens als man denkt 


Ich schreibe meine Artikel auf meiner Webseite aus einem Grund: weil ich eine Stimme habe. Es ist mir dabei vollkommen egal, ob und wie viele Leser ich damit erreiche. Ich verdiene kein Geld damit, es bringt mich beruflich nicht voran und ich bin nicht auf der Suche nach Zustimmung.

Nach einem Vierteljahrhundert voller Berufskrankheiten als Journalist habe ich unter anderem auch gelernt, dass a) das Geschwätz von Gestern keinen interessiert, b) die Menschen grundsätzlich dazu neigen sich erst dann ernsthaft einer Herausforderung zu stellen, wenn der Leidensdruck groß genug ist und c) dann jeder sich selbst der Nächste ist.

Ich bin deswegen aber (noch) kein Zyniker geworden – auch wenn ich mich manches Mal dieses Hilfsmittels bediene, um einer Sache mehr Ausdruck zu verleihen, oder eine Meinung möglichst plakativ auf den Diskussionstisch zu werfen.

Nun hat mein letzter Artikel bei einigen Lesern einen Nerv getroffen. Die Reaktionen darauf hätten unterschiedlicher nicht sein können:
Von applaudierender Zustimmung bis zur persönlich verachtenden Schubladenkritik reichte das Spektrum an verbalen  Konstrukten.
Wobei mich persönlich die Kritiken schon aufgrund meiner berufsbedingten Angewohnheiten weitaus mehr interessieren.
Ich lese mir die einzelnen Kommentare in den diversen Foren ebenso durch, wie ich auch in tatsächlich geführten Gesprächen abseits der virtuellen Realität Meinungen erfahre. Bei einigen höre ich zugegeben nur oberflächlich zu, oder lese nur oberflächlich darüber und andere wieder wecken mein Interesse.
Diesen Selektionsprozess schulde ich meiner erarbeiteten Arroganz: ich rede mir ein, dass ich nach 25 Jahren als Journalist schon zu Beginn eines Gesprächs, oder eines Schriftstückes einzuschätzen vermag, ob es einen relativen Wert für mein Anliegen hat, oder einfach nur Spam ist.

Eine der Reaktionen auf den letzten Artikel hat dann auch meine Aufmerksamkeit erregt:
Ein User eines Forums hat unter anderem geschrieben, woher ich denn wüsste, was die Händler wollen und dass sich die Händler (zumindest die, die er kennt – und er schreibt, dass er eine ganze Reihe davon kennt und mit Ihnen in Kontakt ist) einen Rechtsrahmen wünschen, der (das ist jetzt meine Kurzfassung) eine behördliche Willkür ausschließt.

Mit einem Teil dieser Kritik hat der User sicherlich recht: auch nach fast einem Jahr Klinkenputzen bei Händlern und Herstellern mit ebenso vielen Interviews dazu und einem ordentlichen Rechercheaufwand kann ich nicht sagen, was die Händler wollen – außer weiterhin ohne unnötigen Stress ihrem Business nachzugehen.
Bis auf einige wenige Ausnahmen hat man mir (und das ist tatsächlich sogar üblich in meinem Beruf...) das gesagt und gezeigt, wovon man glaubte, dass ich es hören und sehen wollte, bzw. was gesehen und gehört werden soll. Der Großteil hat ein wenig 'geschwindelt'. Kein Malheur, sondern einfach ein völlig normales Verhalten, wie ich es immer wieder erlebe.
Deshalb informiere ich mich auch möglichst umfassend über meine Interviewpartner, bevor wir in einen Small-Talk gehen und glaube einmal grundsätzlich nichts von dem, was mir im Interview serviert wird. Im Interview selbst kenne ich dann zumindest schon Zahlen und Fakten über das Unternehmen (sofern nab der Berichtspflicht nachgekommen ist), habe mit möglichst vielen Menschen zuvor über die betreffende Person gesprochen – ohne Aufsehen zu erregen, etc.....

Die Interviews sind dann meist sehr ernüchternd, weil die Interviewpartner ihrem eigenen Bild von sich selbst zu folgen versuchen und nur selten ihre Meinung tatsächlich kund tun. Da muss man dann schon ein wenig nachhelfen.

Zurück zur Kritik in diesem Forum.

Die zweite für mich interessante Aussage war, das sich die Händler einen Rechtsrahmen wünschen, der vor Willkür schützt.

Nun, die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Handel (egal, ob Großhandel, oder eine andere Form des Handels) sind schon einmal durch die aufrechten Bestimmungen der Gewerbeordnung definiert. Die Abgabenpflichten sind durch die geltenden Steuergesetze und die Rechte und Pflichten als Arbeitgeber sind durch die entsprechenden Verordnungen und Gesetze im Bereich des Arbeitnehmerschutzes festgeschrieben.
So wie viele weitere sinnige und unsinnige Auflagen und Verordnungen das gesamte Business eines Dampfshopbetreibers regeln.
Welchen Rechtsrahmen wünschen sich die Händler denn nun noch?

Sogar die kommende TPD2 ist nichts anderes, als ein weiteres Bündel an zusätzlichen Vorschriften und Verordnungen, die bereits bestehende Gesetzesrahmen ergänzen – also auch nicht die eierlegende Wollmichsau, die Willkür verhindert, denn diese Gesetzgebung ist Willkür – so wie jede Gesetzgebung im Übrigen.
Deshalb ist die TPD2 auch nur als purer Akt der Willkür zu sehen – unwillkürlich, quasi zufällig und ohne Vorsatz geschieht da nichts.
Es ist nichts anderes, als der Wunsch der Kontrollausübung über eine neue noch fremde Branche. Und wie überall, wo es etwas Neues und noch Fremdes gibt, regiert erstmal höflich gesagt die Vorsicht.
Und das ist die TPD2:
Eine Zusammenfassung vieler Ängste und tatsächlich unbegründeter – weil nicht erwiesener – und übertriebener Vorsichtsmaßnahmen.
Sie folgt eigentlich der unausstehlichen Regel des „Ich hab' ja nur gut gemeint“-Denkens einiger sehr schlecht informierter Menschen.
Und genau das mache ich zum Vorwurf:
Das Informationsmanko!

Jetzt habe ich auch erfahren, dass es die Meinung gibt, da müssen alle Hersteller und Dampfer mitwirken.

Nun, das fällt in die Kategorie Wunschdenken: einhellige Solidarität zwischen Herstellern, Händlern und Verbrauchern wird es hier niemals geben. So vielfältig wie das Dampfen an sich schon ist, so unterschiedlich sind die Motive, die Beweggründe und die Zugänge für das Dampfen und zum Dampfen.

Ich kenne eine Reihe von Händlern, die (nicht zu Unrecht) sagen: die TPD2 ist mir egal, dann verkaufe ich halt ….. und ich kenne Hersteller, die vom Ausland schwärmen und/oder sich dann darauf spezialisieren eben nur 10ml Liquids zu produzieren und ich kenne Dampfer, die sich ihre Ware entweder 'bunkern', oder in der Wahrnehmung leben, dass sie sich dann ihre Wunschware eben wo anders (?) besorgen......
Außerdem ist schon schwer, wenn nicht unmöglich, die Händler zu einem gemeinsamen Vorgehen zu bündeln: die Klage vor dem Verfassungsgerichtshof hat eindrücklich gezeigt, dass verbal alle einer Meinung sind und beim Tragen der Kosten für die Klage dann wieder nur mehr ein paar wenige übrig bleiben.
Da sitzt der Frust tief – auch verständlich. Aber eben die Realität.

Wie wird dann 2017 sein?

Ein Blick in meine Kristallkugel verrät mir, dass das Dampfen noch immer existent sein wird. Dafür gibt es weltweit schon zu viele Dampfer.
In Österreich wird es vielleicht so sein, dass die Händler sich strickt an die TPD2 halten werden müssen und es zwar für Umsteiger die Startersets geben wird und auch die Liquids, aber ansonsten wir alle damit leben müssen, dass die Lügen rund um Nikotin und die 'Gefährlichkeit' des Dampfens an sich zur im Gesetz festgeschriebenen Wahrheit geworden sind. Der Schritt zur Illegalität ist damit ein größerer geworden, der unter anderem auch finanzielle Vorteil für die Dampfer wird geringer werden. Abgesehen davon kann es auch durchaus sein (steht so als quasi 'Erinnerungsanstoß' in der EU-Richtlinie) dass der Verkauf von Aromen plötzlich national reguliert werden wird.
Die Vielfalt des Dampfens wird für uns alle kleiner werden und das Wachstum des Marktes wird gebremst werden. Die Tabakkonzerne werden in Konkurrenz mit den Startersets gehen können und durch die Hilfe der Trafiken ein weit ausgebautes Händlernetz zur Verfügung haben.

Und es werden relativ gesehen weniger Menschen von Tabakrauchen zum Dampfen wechseln. Die jetzige Niederschwelligkeit wird so nicht mehr vorhanden sein. Das ist ein Marktgesetz und folgt dem Angebot.

Außer wir ändern etwas – jeder dort, wo er kann.

Jetzt sind wir bei meinem ganz persönlichen Motiv:
Ich habe zu Dampfen begonnen, weil es meiner Gesundheit mehr als nur abträglich war, täglich zwei bis drei Packungen Zigaretten zu verrauchen. Alle Versuche, damit aufzuhören sind bis dahin gescheitert oder waren nur von kurzer Erfolgsdauer. Das Dampfen hat schließlich geholfen.
Ich möchte, dass auch in Zukunft viele Menschen – so viele als nur möglich – diese Chance erhalten, ohne mit Hemmungen und/oder falschen Informationen davon abgehalten zu werden.
Ob der Händler X, oder der Hersteller Y dann noch am Markt ist, oder nicht, das ist mir persönlich egal. Jeder, der selbstständig arbeitet – auch ich natürlich – ist dem freien Markt mit all seinen Gesetzen ausgesetzt. Die einen werden es schaffen, die anderen nicht – so, wie überall.
Daran wird voraussichtlich niemand sterben.
Aber an den Folgen des Tabakrauchens sterben jedes Jahr mehrere Millionen Menschen und mit dem Dampfen gibt es zum ersten Mal eine tatsächliche Chance, das zu ändern. (Die Zahlen und Fakten dazu kennt Ihr, oder könnt Sie Euch selbst googlen)

Und nur darum geht es mir: dampfen rettet Leben.
Und ich werde alles dafür tun, damit es auch in Zukunft eine einfache und niederschwelligen Zugang dazu gibt. Ohne Ängste und ohne dem Gang in die Illegalität.
Zumindest so lange, wie nicht bewiesen ist, dass das Dampfen schädlicher als das Tabakrauchen ist.

So what? Wer will dagegen etwas sagen?



Vape on


Text: Felix Huber
Bild: Felix Huber (die Grafik wurde von mir in Illustrator nach Inspiration eines bestehenden Bildes erstellt/nachgezeichnet und in Photoshop mit dem Hintergrund zusammengeführt - wer mag, kann das Bild natürlich rechtefrei verwenden - wer es will, kann auch die Original-PAD haben - einfach anschreiben ;-)  )

 

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