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Mittwoch, 22. Februar 2017

Wahrnehmung und Realität - Medienarbeit

…. warum gibt es keine „ordentliche“ Pressearbeit?


Immer wieder beklagen sich bei uns DampferInnen, dass wir keine oder nur mangelhafte Pressearbeit leisten. Das geht dann auch schon mal so weit, dass gleich die gesamte Berufskompetenz angezweifelt wird, das Netzwerk in Frage gestellt wird und überhaupt ist das „alles nichts wert“....

Wir versuchen dann sehr ausführlich und mit Gespür die tatsächliche Arbeitsweise zu erklären.
Zugegeben, mit wenig Erfolg: die Erwartungshaltung und das Verständnis für komplexe Abläufe fehlt da dann halt schon noch.....

Ich sitze gerade in der Redaktion einer österreichischen Tageszeitung und habe ein wenig Zeit: mein Dienst ist zu Ende, die Anspannung weicht und ich lass die letzten Tage Revue passieren.
Vorwahlkampf in Österreich – ein Insider erzählt vom Masterplan zu vorgezogenen Wahlen in drei bis sechs Monaten,  ein neuer/alter U-Ausschuss steht im Raum (viele sehen das schon als Teil des Wahlkampfes an), Donald Trump unterschreibt das gefühlte tausendste Dekret, in Mossul steht wieder einmal die Befreiung an, ein siebenjähriger Viennakicker schreibt einen Brief an Mateschitz, 25 cm dicke Eisschollen beschädigen ein Auto und überhaupt: es ist wie jeden Tag eine Menge los in der Welt.

Keine News in den Boulevardblättern zum Thema dampfen ….

Nicht ganz: bei einer Kontrolle an der Grenze zu Tschechien wurde von Polizeibeamten bei einer Kontrolle an seiner Dampfe ein sogenannter „Suchtgiftvortest“ durchgeführt, der dann auch gleich mal auf Methamphetamin positiv anschlug. Bei einer „freiwilligen“ Nachschau an der Wohnadresse des Verdächtigen wurden dann noch zwei weitere Liquidfläschchen gefunden und nun kriminaltechnisch untersucht.
Kein Spaß: diese Meldung ging heute Vormittag über den Ticker.

Aber eben kein Artikel im Boulevard über die vielen und von uns so geliebten positiven Aspekte des Dampfens.
Lassen wir einmal die Szeneblätter und eigentlich schon im Bereich des Unauffindbaren befindlichen Fachblätter beiseite, dann gibt es schlicht keine Nachrichten zum Dampfen, die das Verlangen nach positiver Berichterstattung auch nur ansatzweise stillen könnten.

Umgekehrt finden wir dann jede Menge an reißerischen Beiträgen, warum das Dampfen ja geradezu schlecht ist. Für uns, für die Kinder (ja, die Kinder – die müssen für wirklich jeden Schwachsinn herhalten), für die gesamte Welt …..

.... ohne Worte ....


Aber warum ist das so?
Wieso schreibt nahezu niemand in den Blättern mit großer Auflage etwas positives über das Dampfen?

Das hat eine ganze Reihe von Gründen und ich werde jetzt beispielhaft nur ein paar nennen:

kein Interesse
kein Mehrwert für das Blatt
keine Akzeptanz in den Redaktionen
gegen den Mainstream
politisch heikel

Der Reihe nach....

Kein Interesse:

Da gibt’s eigentlich nichts zu erklären: es interessiert schlicht nicht. In einer Zeit, wo uns die Politik frei Haus jeden Tag fast fertige Geschichten auf den Tisch legt die uns Leser bringen, gibt es schlicht kein Interesse an tiefgreifenden Recherchen, die Zeit und Ressourcen binden.

Kein Mehrwert für das Blatt:

Keine Werbung, keine Inserate – keine Kohle für irgendwas. Ergo: wozu darüber schreiben?

Keine Akzeptanz in den Redaktionen:

Der Anteil der DampferInnen in den mir bekannten Redaktionen ist gelinde gesagt vernachlässigbar. Damit gibt es aber auch keine Interessengruppe, die sich dafür einsetzt.

Gegen den Mainstream:

Gerade in den letzten Jahren ist vieler Orts in den Redaktionsstuben Copy&Paste ein fixer Bestandteil der Arbeit geworden. Wenn ein großes Blatt – oder die APA – etwas rausbringt, dann findet man zu demselben Thema unter Umständen wortgleich denselben Schmarren in mehreren Blättern wieder.
Qualitätsjournalismus, wo KollegInnen noch Klinkenputzen gehen um zu einer Story zu kommen, ist nicht mehr allgegenwärtig. Der Druck schnell und sofort eine Story zu lancieren ist der Gegner der Qualität und gerade bei unpopulären Themen, wo es viel einfacher ist aus dem großen Topf der Schmähschriften zu fischen anstatt selbst umfangreiche Recherchen anzustellen, gerade dort gibt es nur mehr eine Art von Kopieschreiberei.
Und der Mainstream läuft im Boulevard klar gegen das Dampfen.

Den Punkt "politisch heikel" muss ich in einem separaten Artikel bearbeiten – für diesen kurzen Abriss ist dieses Thema zu komplex.

Dabei ist gerade in Österreich dem VFFED schon einiges gelungen: Sendungen im ORF, Beiträge in Fachblättern, etc....

Beitrag in der Sendung "Hohes Haus"


Erstaunlich bei dem Mini-Budget, dass die Händler bereit waren für Pressearbeit aufzuwenden. Ich meine, wir reden da über ein „Budget“, das nicht einmal ausreicht, um eine eigene Redaktion mit dem Nötigsten auszustatten, geschweige denn, um damit aufwendige Recherchen zu bezahlen, etc...
Also blieb es eigentlich dabei, APA-OTS Meldungen zu veröffentlichen. Und auch hier spielt Geld wieder eine Rolle:
Jede Aussendung kostet so um die 400 Euro aufwärts. Wenn da kein oder nur ein Mini-Budget vorhanden ist, dann ist absehbar, dass auch diese APA-OTS Aussendungen irgendwann einmal – bei einem kleinen Budget eher früher – versiegen und damit auch keine Redaktionen mehr erreicht werden.
Erreiche ich die Redaktionen nicht über offiezielle Kanäle (zB Presseaussendugnen, etc...), dann bleibt nur mehr der gute Kontakt zu einer Redaktion....

Die persönlichen Beziehungen und Netzwerke einzelner Mitstreiter sind da zwar ausgesprochen gut, aber auch da muss man klar feststellen: warum sollte ein/e Journalist/in seine/ihre Kontakte und Netzwerke verheizen, wenn unter dem Strich nichts für ihn/sie dabei rauskommt, oder er/sie die Aufwendungen vielleicht auch noch selbst tragen muss?

Die Wahrheit ist, dass Medien in großem Umfang unser Meinungsbild formen, Wahlen beeinflussen (und auch indirekt mitentscheiden), bestimmte Bereiche des gesellschaftlichen Lebens pushen oder untergehen lassen und als vierte Säule des Staatsgefüges enorme Meinungsmacht ausüben.
Von der verträumt-romantischen Welt des Aufdeckerjournalisten, der alleine gegen alles ungerechte in der Welt vorgeht, sind die meisten KollegInnen meilenweit davon entfernt und haben auch keinen Antrieb dazu.
Der große Teil in den Redaktionen arbeitet seinen Teil ab und entwickelt darüber hinaus wenig bis keinen Antrieb, auch nur einen Finger mehr zu krümmen als notwendig.
Das bedeutet aber auch, dass die Anzahl derjenigen, die vielleicht Motivation finden könnten, um sich dem Thema Dampfen in der Art und Weise zu nähern, wie es sich „Hans und Dampf“ gerne vorstellen – nämlich investigativ und dem Dampfen zugeneigt, diese Anzahl tendiert eher gegen Null.

Aber vielleicht ist die Frage: „….. warum gibt es keine „ordentliche“ Pressearbeit?“, grundsätzlich falsch gestellt?
Weil es ja Pressearbeit zum Dampfen gibt – auch ordentlich recherchierte. Nur halt keine – oder sehr wenige – die das Dampfen in den Himmel loben.

Liebe Freunde, das wäre dann nicht im Fach Journalismus zu finden, sondern im Bereich Marketing/Werbung.

Lobhudelei, überschwänglich positive Berichterstattung über das Dampfen und Geschichten über die vielen positiven Aspekte unserer Leidenschaft, die werden wir nur in einer bezahlten Werbeanzeige finden können – und das wohl eher auch nicht in der nächsten Zeit, da es ja ein Werbeverbot gibt.
Und ich kann mich noch an meine Einwendungen vor rund zwei Jahren erinnern, wo ich genau so ein Szenario beschrieben habe, als es dazu eine einzige Reaktion gab: keine Reaktion. Weil das wieder Geld gekostet hätte …..
Als es dann endlich soweit war und Werbung gemacht hätte werden sollen – da war dann auch schon das Werbeverbot da. Dumm gelaufen ….

Zu guter Letzt:
Dass es so wenig positives über das Dampfen zu lesen gibt (in den Boulevardblättern, die die weitaus größte Reichweite und den größten Meinungseinfluss haben) ist eine hausgemachte Geschichte über vergebene Möglichkeiten.
Und wenn es gut recherchierte Geschichten zum Dampfen geben wird – und die wird es ganz sicher geben – dann muss sich jeder klar darüber sein, dass es Geschichten sein werden, die das Für und Wider beleuchten. Es werden keine Märchengeschichten sein, die das Dampfen heroisieren und in den Himmel loben. Es werden – hoffentlich – ausgewogene Geschichten sein, die mit Fakten arbeiten.

Das würde reichen.

In diesem Sinne:
Vape on!

Text: Felix Huber
Bilder: Felix Huber, Thomas Baburek
 

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