.… Camelot, Avalon und Drachenblut – Legenden aus einer Hand
Unser heutiger Besuch führt uns zwar nicht zu Fafnirs Höhle in der Wildnis auf der Gnitaheide und auch nicht zum sagenumwobenen heiligen Gral, aber an einen Ort, der ebenfalls von Mythen und Geschichten umrankt ist.
Wir treffen heute den Schöpfer des „Drachenblutes“, oder wie ihn manche auch nennen: „the godfather of Drachenblut“, Gradivoje Antic.
In der Szene als der „Crazy Andi“ bekannt, residiert er in seinem Camelot im Wiener Bezirk Floridsdorf, nahe der Stadtgrenze.
Andis "Camelot" - an der Wiener Stadtgrenze gelegen |
Den Spitznamen „Crazy Andi“ hat er wohl auch deswegen verpasst bekommen, weil seine Firma unter dem Namen „Crazy Flavour“ firmiert.
Dort, wo wir uns heute treffen, ist eine Niederlassung, mit einem Lager, einer Verpackungsstation und der üblichen Business-Ausstattung eines Büros.
Alles ist aufeinander abgestimmt – rot trifft auf schwarz, gerade Linien und ein riesiger schwarzer Kühlschrank beherrschen den Raum.
Ich ertappe mich dabei, dass ich einen Safe suche – den Safe, in dem die „Geheimrezepte“ schlummern.
Ich muss den „crazy Andi“ danach fragen....
Allerdings: crazy ist er nicht, der Schöpfer des wohl bekanntesten Liquids am österreichischen Markt: dem „Drachenblut“ - im Gegenteil.
Er weiß ganz genau, was er tut und er hat auch eine sehr präzise Vorstellung von seinem Business:
„Andi, Du kommst ja aus einer ganz anderen Ecke – Du warst ja bis vor nicht all zu langer Zeit noch bei Jugend am Werk beschäftigt. Wie kommst Du eigentlich zu der ganzen Dampfgeschichte?“, ist meine erste Frage.
„Durch einen Zufall bin ich in die Sache rein gerutscht.“, sagt der sympathisch „verrückte“ Andi und weiter: „2009 habe ich mit dem Dampfen begonnen und am Anfang wirklich schlechtes Equipment und miese Liquids gehabt. Ich hab dann sehr schnell begonnen, 'mein' Liquid zu suchen und weil ich nichts gefunden habe, was gepasst hat, habe ich meine ersten Mischungen gemacht. Das war ein Abenteuer....!“
„Das war ja zu einer Zeit, wo der Markt noch nicht so zugänglich und gut ausgestattet war wie heute. Basen gab es damals noch nicht an jeder Ecke und die Online-Shops waren auch noch an zwei Händen abzuzählen. Wie und was hast Du da gemischt?“
Andi lehnt sich zurück und erzählt weiter: „Das Internet hatte da schon ein paar Informationen parat gehabt und so bin ich in die nächste Apotheke gegangen, habe mir erstmal PG besorgt und dann beim Spar Lebensmittelaromen!“, lacht er.
„Beim Spar?“
„Ja, aber das muss man auslassen: damals wusste ich noch nicht, dass der Zucker in diesen Aromen und die Öle darin ein absolutes No-Go sind. Das habe ich selbst erst – leider – erschmecken müssen...“
„War da schon die Idee da, mit Liquidmischen ein Geschäft zu machen?“
„Nein, überhaupt nicht! Ich habe bei Jugend am Werk gearbeitet und diesen Beruf geliebt – liebe ihn heute noch. Das Mischen war am Anfang nur für mich – ich wollte mein Liquid finden.“
„Mein Sohn hat eigentlich dafür gesorgt, dass meine Mischungen im Bekanntenkreis herumgereicht wurden. Dann wurden es immer mehr Anfragen um Kreationen: 'Andi, kannst Du mir das und das Liquid mischen?', bis ich schließlich so viel Zeit für mein Hobby aufgewendet habe, dass der Schritt in die Selbstständigkeit eine logische Konsequenz war.“
„Mischt Du noch selbst? Ich sehe hier keine Abfüllanlage, keinen Reinraum, etc...?“
„Nein, ich bin Liquiddesigner – ein neuer Berufszweig. Ich mische nicht mehr selbst mit der Hand die Liquids ab, die dann in den Handel kommen. Das war ein weiter Weg: von der Küche quasi über mehrere Partner und Produktionsstätten schließlich zu Elda in Kroatien, wo in perfektem Umgebungsbedingungen gemischt und abgefüllt wird. Das sind Bedingungen der Sicherheitsstufe 1 unter denen gearbeitet wird. Ich bin der Meinung, dass sich dieses Konzept bewähren wird. Ebenso bin ich der Meinung, dass wir alle – also die Hersteller von Liquids – damit umgehen müssen, wie in der Herstellung von Lebensmitteln.“
Auf meine Frage hin, ob ich die Produktionsanlagen bei Elda besuchen kann, gibt’s auch gleich eine Einladung dorthin. Das ist genau die Transparenz, die ich ich mir nicht nur wünsche, sondern in Zukunft auch notwendig sein wird.
„Andi, jetzt muss ich die Frage stellen: Drachenblut war und ist ja noch immer, bei sehr vielen Dampfern beliebt und gerne gedampft. Was ist da drin? Ist es ein Geheimnis?“
„Schau, Geheimnisse gibt es da keine: mit einem guten Gaumen schmeckst Du die Inhaltsstoffe heraus. Das genaue Verhältnis der Mischung, das ist dann die/meine Arbeit dahinter – es soll ja wenn möglich auf allen Geräten gleich gut schmecken. Wenn das einem anderen gelingt und Drachenblut nachgemacht wird, dann bin ich darüber nicht böse. Gute Sachen werden halt immer wieder kopiert. Mal besser, mal schlechter. Das ist wie bei einem Schnitzel: das bekommst Du auch in sehr vielen Restaurants, aber nur bei wenigen machst Du die Augen zu und genießt es vom ersten bis zum letzten Bissen...“
„Also gibt es auch keinen Safe mit einem 'Geheimrezept'?“
Andi tippt sich auf die Stirn: „Das ist mein Safe – da ist alles drin..“, sagt's und grinst dabei spitzbübisch.
Verpackt und verschickt wird von Österreich aus und vom Chef selbst |
...auch die Endkontrolle - eine von vielen, passiert hier |
„Eine ganze Reihe Deiner Liquidkreationen haben Namen, die an Sagen, Legenden und mythische Fabelwesen angelehnt sind. Jetzt kommt zum Beispiel neu Camelot und Avalon, Drachenblut und Excalibur sind schon am Markt, etc.... - woher kommt dieser Faible?“
„Ich suche das perfekte Liquid. Das Eine, das allen schmeckt. Das ist ein bisschen wie die Suche nach dem Gral – eine Suche, die wahrscheinlich nie endet, aber eine Menge an Geschichten und in meinem Fall eine Menge an Liquids liefert.“
„Andi, wir nähern uns dem Ende des Interviews. Meine letzte Frage: wo siehst Du Dich in fünf Jahren?“
„Noch immer in meinem Job als Liquiddesigner, gesund und innovativ, glücklich mit meiner Familie und noch immer auf der Suche nach dem perfektem Liquid.“
Das war mein Besuch beim Schöpfer des wohl bekanntesten Liquids in Österreich, dem Drachenblut.
Gradivoje Antic ist Liquiddesigner – wohl der erste in diesem neuen Berufsbild, der sich auch selbst so bezeichnet.
Neid uns Missgunst scheinen ihm fremd zu sein und er teilt sein Wissen gerne mit anderen – hält Vorträge und macht Schulungen zum Mischen/Liquiddesignen.
Obwohl er im direkten Vergleich zu den alteingessenen „Platzhirschen“ eigentlich erst spät in diese Branche eingestiegen ist, zählt er für mich dennoch zu den Pionieren.
Wie immer gebe ich an dieser Stelle keine Empfehlung für den Dampfshop, oder den Hersteller - heute "Crazy Flavour", ab – meine Eindrücke sind subjektiv und was mir gefällt, kann für Euch schon nicht mehr passend sein .
ABER:
Ich kann Euch verraten, dass es vielleicht sogar bald einen Tröpfler vom "verrückten Andi" geben könnte....
Wir lesen uns nächste Woche wieder, wenn es dann heißt: Mission Impossible erfolgreich gelöst - Danke, Prof. Dr. Bernd Mayer!
Vape on!
Autor: Felix
Bilder: Felix
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